„Den dritten Stern rechts, immer geradeaus bis ins Morgengrauen“ waren die letzten Worte der Eltern des Protagonisten Conseil, die bei einer von vielen Schiffsunglücken ums Leben kamen. Als „Assistent“, „Schüler“ und „Neffe“ nimmt der französische Meeresforscher, Professor Aronax (Helmut Pucher), André Conseil (Jan Hutter) nach dem Tod seiner Eltern bei sich auf. Es ist das Auseinanderreißen einer Familie und der Beginn einer langen Forschungsreise zur Klärung der Ursache der gesunkenen Schiffe für Conseil, den leidenschaftlichen Walfänger Ned Land (Benedikt Vyplel) und den Professor.
„Ihr seid meine Gefangenen!“ so Kapitän Nemo (Daniel Doujenis), der die drei Überlebenden des Schiffsunglücks der Expedition Professor Aronax, Assistent Conseil und den Walfänger Ned Land auf seinem U-Boot namens „Nautigam“ festhält. „Gefangene ohne Krieg?“ erwidert der Professor.
Gleich am Anfang des Stückes stellt sich die Frage:„Wo wird diese Reise hinführen?“ und von welchem Krieg spricht Kapitän Nemo. Nach
und nach werden aufgeworfene Fragen geklärt, aber die Spannung bleibt bis zum Schluss aufrechterhalten. Zwischendurch lässt die Geduld der Kinder nach, doch am Ende ist es Schade, dass das Stück schon vorbei ist.
Die Dialoge von Michael Schachermaier sind provokant und üben Kritik an den großen Unternehmen, die für Geld und Erfolg über Leichen gehen. Wie auch Nemos ehemaliger Arbeitgeber, wofür er sich zu rächen plant und dabei völlig vergisst damit die Leben Geliebter Anderer zu nehmen. Somit werden Themen wie Gerechtigkeit, Macht und menschliche Verantwortung angeschnitten. Das Stück reißt einen mit in den gefühlten Schmerz, den ein Mensch verspürt, wenn er einen Geliebten verliert. Allerdings wird das Publikum auch zum Lachen gebracht durch den verwirrten Professor, der qualifiziert in seinem Fachgebiet der Meeresforschung ist, jedoch mit Tätigkeiten wie dem Anschalten des Lichtes überfordert ist. Als auch sein Assistent Conseil der den geographischen Norden von dem Süden nicht unterscheiden kann.
Zu Recht ist die Altersbegrenzung für Kinder von elf Jahren aufwärts angesetzt aufgrund der teils gruseligen, tristen Atmosphäre durch lautes Trommeln auf alten Ölcontainern, lauter Rufe der Schauspieler und aufgewühltes Umherirren. Zusätzlich spielen die Szenen größtenteils auf dem düsteren Unterwasserboot in den tiefen Weiten der Ozeane, welches passend durch dun
kle Kostüme des “bösen“ Kapitäns Nemo, seiner Tochter Mara (Alisca Baumann) und dessen Schiffsjungen ergänzt wird.
Zum Schluss wird die spannende Frage nach dem Ziel der Reise und das bedrückende Geheimnis des Kapitän Nemos gelüftet. Erst geplante Racheversuche werden Dank einer gestohlenen Gabel gebändigt und die Frage nach dem Richtig und Falsch scheint geklärt zu sein.
Ein mitreißendes, lehrreiches Theaterstück, welches wichtige politische und gesellschaftskritische Fragen Kindern näher bringt. Eine ausdrucksstarke schauspielerische Leistung vor allem von dem Protagonisten Jan Hutter als Conseil. Für Kinder von elf Jahren aufwärts ein spannendes Entertainment, welches nicht umsonst als Klassiker der Jugend- und Abenteuerliteratur gilt.
Lotta Ulrich
Fotos: Lupi Spuma