Hip-Hop, Rap und Selbstidentifizierungsprobleme – das Kindertheater macht keine Versuche, die Realität vor den Kindern zu verstecken oder diese sogar zu verschönern, sondern geht Hand in Hand mit der Gegenwart.
„Edgar – der Schrecken der Briefträger“ ist ein Musical für Kinder ab 6 Jahren (wobei auch jüngere Kinder Begeisterung zeigen). Die
Handlung ist banal und kindergerecht. Vier Hunde, die des eintönigen Lebens eines Lieblings des Herrchens/ des Frauchens müde sind, finden den einzigen Spaß am Tag beim Katz-und-Maus-Spiel mit dem Briefträger. Und sobald der naive Welpe Edgar (Martin Niederbrunner) den Briefträger (Helmut Pucher) für immer verjagt und dieser durch eine merkwürdige Kiste ersetzt wird, schnitzt Edgar einen neuen Plan, der den Briefträger wieder zurück bringt.
Alles in allem eine sehr banale Geschichte, die jedoch mit einem modernen Flair umhüllt ist. Denn die meisten Lieder tragen einen Hip-Hop-Charakter, und selbst Edgar (lebhaft von Martin Niederbrunner verkörpert) kann sehr überzeugend rappen. Mandy ist ein Dackel, der sein Dackeldasein als nicht würdig sieht und daher lieber ein Pudel wäre. Sein Traum ist die große Pudelshow, bei der aber ausschließlich Pudel teilnehmen dürfen. Helge Stradner trägt hier die moderne Sicht und den
Geschlechterdiskurs an die Oberfläche, denn Mandy weiß: Jeder kann alles werden, er muss nur wollen. Wir wissen, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist und daher jeder sich selbst zu lieben wissen soll.
Faszinierend fanden Kinder den Mond, der auf dem Bildschirm mit den blau geschminkten Lippen sein Abendlied sang.
Der Jungredakteur Jordan (4 Jahre alt) war von der Vorstellung höchst überzeugt und konnte sich nicht einmal entscheiden, welchen Hund er am liebsten hat. Er hatte sie einfach alle lieb: die drei Hunde und den Bären (wohl für sein flauschiges Fell und seinen stämmigen Körperbau wurde Carlo, ein Hund mit Stammbaum und guter Spürnase, verkörpert durch Leopold Gessele, zu einem Bären gekrönt).
„Edgar – der Schrecken der Briefträger“ spielt bis 4. März 2016 im Next Liberty in Graz.
Fotos: Lupi Spuma