„La Boheme“ ist eine Oper in vier Bildern, komponiert von Giacomo Puccini. Im Stück, das in Paris um 1830 spielt, wird von einer armen Künstlerbande, die sich immer neu verliebt und daraufhin um die verlorene Liebe trauert, erzählt. Marcello (Ivan Oreščanin), ein Maler, Rodolfo (Abdellah Lasri), ein Dichter, bewohnen zusammen eine Wohnung. Im gleichen Haus wohnt die Blumenstickerin Mimi (Margareta Klobučar), die an einem Weihnachtstag am Fenster von den beiden klopft und um Feuer für ihre Kerze bittet. Ab nun an wird das Feuer einer Liebe gezündet…
Die Geschichte von Mimi und Rodolfo ist eine Geschichte, die von einer rein platonischen, sinnlichen Liebe erzählt. Frei nach „Von Luft und Liebe leben“. Giacomo Puccini selbst beschreibt die Entstehung der Oper „La Bohéme“ wie folgt:
„Die Geburtsstunde war an einem Regentag, als ich nichts zu tun hatte und mich daran machte, ein Buch zu lesen, das ich nicht kannte. Der Titel lautete ´Scénes de la Vie de Bohéme´. Das Buch nahm mich mit einem Schlag gefangen. In jener Umgebung von Studenten und Künstlern fühlte ich mich sofort zu Hause. In dem Buch war alles, was ich suchte und liebe: die Frische, die Jugend, die Leidenschaft, die Fröhlichkeit, die schweigend vergossenen Tränen, die Liebe mit ihren Freuden und Leiden. Das ist Menschlichkeit, das ist Empfindung, das ist Herz. Und das ist vor allem Poesie, die göttliche Poesie. Sofort sagte ich mir: Das ist der ideale Stoff für eine Oper.“
Mimi ist wie ein kleines Mädchen, das von Blumen spricht und noch ganz herzliche kindliche Träume hat. Beide sind der Realität fremd und gehen lieber den Problemen aus dem Weg, anstatt sich diesen zu stellen.
Anders ist die Liebesbeziehung von Marcello (Ivan Oreščanin) und Musetta (Tatjana Miyus), die sich der Herausforderung stellen. Voller Emotionen und ansteckend ist ihre Liebe. Musetta und Marcello verlieren sich nicht in Zweifeln und weinen um das, was verloren ist, sondern nehmen den Kampf um ihre Wünsche an.
Bei der Wiederaufnahme der Oper „La Bohéme“ am Grazer Opernhaus war deren Aufteilung in vier Bilder hautnah zu spüren. Denn anstatt mit einem Mal fiel der Vorhang genau vier Mal während der Vorstellung, was dazu führte, dass unnötige Pausen in der Handlung entstanden sind.
Das Bühnenbild entwarf Bernd Dieter Müller streng nach der Handlung in der Oper. Somit wurde damit nicht die innere Einsamkeit von Rodolfo und Mimi, die scheinbare Ausweglosigkeit der gegebenen Lebenssituation wiedergegeben, sondern schlicht und einfach, wie einer Postkarte entsprungen, wurden Bilder von Frankreich um 1830 dargestellt.
Umso größer war die Begeisterung des vielleicht kleinsten Opernbesuchers, der gerade erst drei Jahre alt ist. Wie ein erfahrener Profi beschenkte er die Darsteller und das Orchester unter der Leitung von José Miguel Esandi mit Applaus und fügte zum Schluss hinzu: „Und jetzt geh ma“.
VS
Fotos: Dimo Dimov