Sprachlich wird das Wort „Frau“ unter anderem durch den Duden als 1. erwachsene Person weiblichen Geschlechts; 2. Ehefrau; 3. Hausherrin, Dame definiert. Diese unterschiedlichen Bedeutungen haben sich im Laufe der Geschichte entwickelt, wobei Frauen immer wieder im Beruf, im Familienleben, in ihrer Selbstpositionierung vom Hintergrund eines Mannes/Ehemannes hervorgetreten sind. Seit der Entstehung der Kirche wurden Frauen als niederwertige Wesen erklärt, was bereits in der Schöpfungsgeschichte hervorkommt. Die Frau wurde aus der Rippe des Mannes erschaffen, damit er nicht so einsam ist. Diese Unterdrückungsidee wurde von der Kirche verstärkt in der Gesellschaft verbreitet und bekräftigt. Frauen sollten brave Ehefrauen spielen, Kinder produzieren und diese großziehen. Durch den klaren Wunsch sich zu emanzipieren und durch das Bestreben eine Gleichheit zwischen Männern und Frauen zu erlangen, erkämpften die Frauen zuletzt das Wahlrecht, das Recht auf eine Ausbildung, Berufsausübung etc. In der modernen Welt kann jede Frau, selbständig sein, eine oder auch mehrere Ausbildungen abschließen, durch die Welt reisen usw., wenn sie es nur will. Frauenquoten in Führungspositionen sollten bald in die Tat umgesetzt werden. Regelungen alleine reichen nicht. Der Spiegel-Journalist Jan Fleischhauer meint dazu, Bestimmungen alleine werden nicht viel bewirken, solange keine Frauen mit Biss an der Spitze sind. Denn Männer wollen und haben jedes Mal beim Sex einen Orgasmus. Frauen machen sich selbst mit dem Satz „Ist schon ok, Schatz. Hauptsache du bist bei mir“ und „Wird schon werden“ zu niederwertigen Kreaturen. Da verwandelt sich auf einmal der wilde Panther in ein kuscheliges Katzi.
Frauen stehen Möglichkeiten offen, die sie oft nicht wahrnehmen, nicht nutzen. Frauen sind immer noch Sklaven, Opfer, weil sie sich unfair behandelt fühlen, Widersprüche mit sich tragen, wie, dass sie von einem Mann Komplimente hören wollen und jeder Mann soll sich um sie bemühen. Aus purer Verzweiflung aber gegen jeden Blick eine Strafanzeige stellen.
Um sich gegen die Opferrolle der Frauen auszusprechen entblößt sich eine ukrainische Feministinnengruppe „FEMEN“, gegründet von Alexandra Shevchenko, um Gehör in der Öffentlichkeit zu erlangen und einen allgemeinen Umdenkprozess zu entzünden. „Unsere Brüste sind unsere Macht.“, sagen FEMEN-Aktivistinnen. Als Gegenargument zu den harschen Vorwürfen, dass sie mit ihren "Oben-ohne und oft auch mehr"-Protesten nur das Gegenteil bewirken, nämlich, dass sie und ihre Forderungen nicht ernst genommen werden, sagt Klara Martens, deutsche Teilnehmerin der Bewegung, dass sie ihre Nacktheit nicht als ein Produkt oder zur Unterhaltung und Befriedigung der Männer verkaufen. Ihre weiblichen Attribute setzen sie dafür ein, um das Frauenbild von den herkömmlichen Klischees zu befreien und für die Selbständigkeit der Frauen aufzurufen. Brüste, die Attribute der Weiblichkeit sind, locken die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und dadurch haben FEMEN bereits zum Teil gewonnen. Sie werden gehört, über sie wird berichtet, sie erregen die allgemeine Aufmerksamkeit, regen Diskussionen an. Es kommen immer mehr Aktivistinnen dazu, diese kommen aus allen Ländern der Welt. „Wenn man dich nicht im Fernsehen zeigt, dann warst du überhaupt nicht da”, urteilt Anführerin Anna Guzol (28) und kommt mit dieser Aussage auf den Punkt.
Angefangen hat FEMEN als eine internationale Gruppe, die sich gegen den Sextourismus in der Ukraine einsetzt. Mittlerweile wird unter anderem gegen Muslime und ihre Religion protestiert, gegen die massive Unterdrückung der Frauen. Die Proteste vor den Moscheen und tunesischen Botschaften und vor allem ihr Auftritt am "Topless Jjihad Day", bei dem eine der Protestantinnen einen Turban trug, dazu einen langen dunklen aufgeklebten Bart und aufgemalte zusammengeklebte Augenbrauen, empörte muslimische Frauen. Diese geben an, auch verhüllt und verkleidet protestieren und für ihre Rechte kämpfen zu können.
Frauen sind sich ihrer Macht viel zu oft nicht bewusst. Frauen können provozieren, haben über Männer Macht, schon indem sie über die Wahl des Mannes eine Entscheidung treffen, von der sie jedoch aufgrund der gesellschaftlichen Vorurteile abtreten. Durch Pornografie, Playboy, Prostitution entwickelte sich eine falsche Einstellung zum weiblichen Körper, indem dieser ein Objekt der männlichen Begierde wurde, jedoch keine Attribute weiblicher Macht mehr sind. Frauen legen sich auf den Chirurgentisch, lassen sich Gift unter die Haut spritzen, um nur den angeblichen Vorstellungen der Männer über ein Puppen-Äußeres zu entsprechen.
"Femen" zeigen sich jedoch während ihrer Proteste wie Gott sie schuf, alles rein natürlich. Keine überdimensionalen Brüste, kein Botox, machen damit keine Werbung für irgendwelche Produkte, nur für das Frausein.
Und wenn immer noch viele Frauen mit ihrem Frausein nicht zurechtkommen und sich wie Sklaven der Männer und sich selbst benehmen, ist es kein Wunder, dass FEMEN für weitere Diskussionen und Aufregung sorgen. Selbst FEMEN-Gründerin Alexandra Shevchenko gibt an, dass sie vor ihrem ersten Auftritt sehr starke Schamgefühle hatte, die sie mit jeder Protestaktion abgebaut hat und nun mehr Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit erlangt hat. Womöglich ein gutes Rezept für viele Frauen, um ihr Selbstwertgefühl aufzubauen?
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Titelbild: FEMEN (FEMEN Women's Movement)
"Aktivistinnen am zweiten Jahrestag der Gründung von FEMEN. Präsentation des Logos"