Übertreiben die Medien oder ist das Prinzenpaar wirklich so langweilig?
„Mama, wie wird man zu einer Prinzessin?“, fragte ich meine Mutter, als ich sechs Jahre alt war. „Eigentlich sehr einfach: du brauchst nur den Prinzen heiraten.“, war ihre Antwort. Damals war die Menschheit miteinbezogen in den verlockenden Prinzenwahn, interessierte sich für das schöne Märchen einer ungleichen Beziehung. Filme a la „Cinderella Story“ lockten einen vor den Fernseher. So vor 17 Jahren. Heute scheint sich die Welt auf den Kopf gestellt zu haben oder wäre es richtiger zu sagen, sie hat endlich festen Boden unter den Füßen?
Es gab Zeiten wo jeder, sprich Klein und Groß, vor Panik zitterte, etwas Wichtiges aus dem Leben einer Prinzessin zu verpassen. Diana, die man als Aschenputtel bezeichnen kann, sorgte mit ihrem ehrlichen und offenen Auftritt für Furore in der Welt der englischen Monarchie, begeisterte und gewann nicht nur die strenge Elite für sich, sondern vor allem den ordinären Bürger. Ihre Geschichte ist einzigartig, ihre Persönlichkeit, ihre Art, die Leute anzusprechen, konnte ernsthaft berühren. Die besten Fotographen genießen den Erfolg der Abbildungen mit ihr und Tausende kämpfen darum, diese in ihren Besitz zu bekommen.
Und was wurde eigentlich aus dem Märchen von William und Kate? Was störte sie daran, sich in dem gleichen, wie Diana es erlebte, zu verwirklichen? Es wird zu Recht gesagt, es sind die Persönlichkeiten, die Charaktere, die uns anlocken und unser Interesse an einem Menschen oder einer Geschichte erwecken. Prinz William und Kate Middleton sind in dieser Hinsicht einfach die prüden Träger einer nichts besonderes aussagenden Intelligenz, die zwar jede Art des Schickimicki Stylings und eines perfekten, beinahe „königlichen“, in Puncto Kostbarkeit und Verschwendung, Auftritts zu pflegen sorgen, in der Tat jedoch keine Eigenschaften in sich tragen, die einen durch die Faszination an sie klebt.
Die Hochzeit von Prinz William, der sich durch seinen übermäßigen Alkoholkonsum und diesbezüglicher Anzeigen einen großen Namen in der Welt der englischen sowie internationalen Society machte, und Kate Middleton, die jeder für sich im Kalender rot markiert hat, scheint für die Presseleute von Bedeutung zu sein. Diese Tatsache fällt insofern auf, dass zahlreiche Versuche gemacht werden, das Event auf ein entsprechendes Niveau zu bringen. Am Anfang waren es Berichte über die geplanten Kosten und Ausmaße der Hochzeit, da man merkte, dass Anfragen vieler Geschenks- und Tourismusartikel stieg. Schnell langweilte dieses Thema allesamt und somit wurde die Geschichte auf die Seite gelegt, was natürlich nicht passieren durfte, da das Event schließlich Millionen Euro bringen sollte. Da kommt zuerst der Onkel Andrew des Prinzen mit Anschuldigungen wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung Minderjähriger, die dabei erwischt worden sind, als er eine erotische Massage von ihnen bekam. Mit dieser Geschichte kehrt auch der Ruhm des Prinzenpaares an die Oberfläche zurück und das Interesse an der königlichen Familie kommt ins Laufen.
Kaum ist der Onkel Andrew, der auch nicht ewig die ersten Zeilen des Tagesblattes in seinen Besitz nehmen konnte, uninteressant, meldet sich die, im Vergleich mit der scheuen und so wirklich langweilig "richtigen" Kate, ordinäre Cousine, die auch was zu zeigen hat. Eine Burlesque-Tänzerin, Katrina Darling, mit der schönen Figur und einem tiefen innigen Ausschnitt, wird zu einer „peinlichen Unannehmlichkeit“ der Monarchie, die diese zu ertragen hat. Das Tagesblatt liebt sie und auch der Leser durchforstet schon wieder gierig die Artikelzeilen, in der Hoffnung weitere „unangenehme Dinge“ zu entdecken.
Die Erwartung ist, ein durchschnittlicher Bürger beschäftigt sich viel mit dem Thema Hochzeit. Und wie schaut die Realität aus? Die Fragen, die ich den Befragten gestellt habe, waren:
Interessiert Sie das Thema „Hochzeit“ von Kate und William?
Wenn ja, dann was genau lockt Sie an? Die Persönlichkeiten? Das Event an sich? Der Verwandtenkreis? Etc.
Eine Kellnerin aus Graz antwortete, dass es interessant sei, welches Kleid sie anhaben werde. Die Persönlichkeit der beiden ist für sie irrelevant, da sie glaubt, dass sie ganz normale Leute seien.
Eine andere 20-jährige Frau antwortete, auch die Ausgaben und Maßstäbe des Schickimicki Events seien spannend.
Eine dritte Frau meinte, sie erlebe in Kate einen Traum jedes Mädchens - aus einer normalen Bürgerin zu einer Prinzessin. Ihre Position würde sie jedoch nur ungern übernehmen, da sie zu wenig Freiheit habe.
Es bleiben nur noch 6 Tage bis zu dem Event. Hoffentlich gehen bis dahin, die „merkwürdigen“ Verwandten der zukünftigen Thronbesitzer nicht aus, damit die königliche Kasse durch die steigende Anfrage klingeln kann.
(vs)
Foto: Nick Warner