Jede vierte Frau in Österreich hat beim Geschlechtsverkehr selten bis nie einen Höhepunkt. Was kann dagegen getan werden? Hier finden Sie einige Informationen über die schönste Nebensache der Welt.
Wo genau liegt aber das Problem?
In 75 Prozent der Fälle ist ein Informationsdefizit schuld an den Orgasmusproblemen. Die betroffene Frau traut sich oft nicht, dem Mann zu sagen, wie und wo sie richtig stimuliert werden will. Das nächste Problem ist, dass viele Frauen selbst nicht wissen, wie und wo sie stimuliert werden sollen/wollen. Und schließlich kommt es auch oft vor, dass die betroffene Frau einen Höhepunkt hatte, diesen aber nicht als solchen erkennt, weil sie ganz andere Vorstellungen vom Orgasmus hat.
Dr. Rüsch (Ärztin für Allgemeinmedizin) fügt noch hinzu: „Ein Höhepunkt wird immer erkannt! Aber es passiert umgekehrt, dass die Frau glaubt, einen Höhepunkt gehabt zu haben. Meist wird eine sehr starke Erregung mit nachfolgendem Abfall der Erregung als Orgasmus missinterpretiert. Aber es war kein Orgasmus. Und die Frau wundert sich, warum sie sich fragt, ob das alles gewesen ist! Sie redet sich ein, befriedigt zu sein, merkt manchmal selber nicht, dass sie es nicht ist, aber in Verhaltenssituationen, vor allem dem Mann gegenüber, ist die Unbefriedigtheit erkennbar. Die Wunschvorstellung und die Realität gehen auseinander, womit der Körper nicht zurechtkommt, und die Hormone ins Ungleichgewicht geraten. Dies hat Erkrankungen zur Folge.“
Hier ein Beispiel: Ich bin 28 Jahre alt und hatte noch nie einen wie auch immer gearteten Orgasmus. Mit meinem Freund bin ich seit sieben Jahren zusammen. Die ersten Jahre hat der Sex noch viel Spaß gemacht, auch ohne zu kommen, weil alles, was wir so ausprobiert haben, neu war. Mittlerweile ist nichts mehr neu. Alles, was mir ansatzweise Spaß macht, haben wir im Bett ausprobiert, und ich habe einfach keine Lust mehr.
Bei einem solchen Fall sagt Dr. Bragagna (Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Sexualmedizin) in einem Interview (mit www.medizinpopulaer.at): „Ich rate den Betroffenen, sich Zeit zu lassen, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sich kennen zu lernen und zu erfahren, was ihnen gut tut. Das Ergebnis teilen sie dann dem Partner mit und schlagen ihm vor, die bewährten Techniken gemeinsam mit ihm auszuprobieren. Da hat er sicher nichts dagegen.“
In weiterer Folge können auch Stress und Streit mit dem Partner zu Orgasmuslosigkeit führen. Das sind die Lustkiller schlechthin!
„Wenn die Frau denkt, jetzt liege ich hier, aber eigentlich müsste ich noch was arbeiten, nach der kranken Tante schauen, die Kinder von der Schule abholen, und so weiter und so fort, dann ist sie mit dem Kopf dauernd viel zu weit weg vom Geschehen, um eine Erregung aufzubauen, und dann wird garantiert nichts aus dem Orgasmus.“ Die Lösung ist, sich bewusst darum zu bemühen, abzuschalten und sich zu entspannen, und eventuell Entspannungstechniken lernen, so Dr. Bragagna.
In Bezug auf Konflikte in der Partnerschaft ist, so Dr. Braganga, folgendes zu beachten: „Da ist die Frau eigentlich verletzt und kann sich nicht gehen lassen. In dem Fall hilft es, die Streitpunkte durch ausführliche Gespräche mit dem Partner zu klären.“
Weitere mögliche Auslöser der Orgasmuslosigkeit sind körperliche Probleme, wie Hormonstörung, Diabetes, Übergewicht, Operationen oder Nebenwirkungen von Medikamenten usw.
Auch hier meint Dr.Rüsch: „Diabetes, Übergewicht, Nebenwirkungen von Medikamenten, ebenso wie Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt, Akne, Depression, Suchterkrankungen, Epilepsie, ...sowie andere Erkrankungen sind Ausdruck einer Hormonstörung, und die Hormonstörung selber ist Ausdruck einer nicht funktionierenden Sexualität (wobei Sexualität hier nicht Geschlechtsverkehr, sondern Mann sein/Frau sein bedeutet). Es beginnt also alles bei der Sexualität, in der Familie, Mann/Frau/Kind. Nur wenn die Ursache dort erkannt wird, ist Gesundheit möglich.“
Ein weiteres Beispiel: Ich nehme seit etwa 2 Wochen Paroxetin (Antidepressiva) ein. Die meisten Nebenwirkungen (Übelkeit, Kopfschmerzen, ständige Müdigkeit) habe ich inzwischen überwunden und es geht mir recht gut. ABER, ich habe zwar noch Lust auf Sex, jedoch ist ein Orgasmus einfach nicht mehr drin. Ich finde den Gedanken, vielleicht Monate ohne Orgasmus auskommen zu müssen, schon sehr schockierend.
Dr. Bragagna sagt hier: „Auch die Pille oder andere Verhütungsmittel, die über Hormone wirken, können die Erregungsfähigkeit einer Frau einschränken und zu Lustlosigkeit und Orgasmusproblemen führen.“ Was hilft? „Auf andere Verhütungsmittel umsteigen, beziehungsweise Medikamente austauschen oder die Ursprungskrankheit behandeln und sich eventuell Mittel zur Steigerung der Durchblutung verschreiben lassen.“
Frau Dr. Bragagna sagt übrigens über ihre eigene Sexualität: "Nur weil ich mich damit beruflich beschäftige, heißt das nicht, dass es für mich so wichtig ist!"
Was man auf gar keinen Fall tun soll: Einen Orgasmus vortäuschen!
(jd)