Antigone (Aenne Schwarz) und ihre Schwester (Mavie Hörbiger) treten auf, sie hocken am Rand der Bühne, staubig, mit zerzausten Haaren. Sie stehen nicht, sondern bleiben gekrümmt hocken. Antigone eröffnet Ismene ihren Plan, ihren Bruder trotz des Verbots zu beerdigen. Damit beginnt der Lauf der Geschichte und das Unglück der zwei Schwestern, die letzten Kinder des Ödipus, geht weiter.
Ein Spiel mit Licht und Dunkel, mit Nebel und Musik. Der für die antiken Dramen typische Chor ist nicht verschwunden, er ist da, als beeindruckendes Ensemble, das englische und deutsche Songs singt, während auf der Bühne, wie bei einem Schattenspiel, vor der Lichtwand Szenen der Vorgeschichte gezeigt werden, so erkennt man Ödipus, wie er sich selbst blendet und sieht auch den Kampf der zwei Brüder, der die Handlung von Antigone erst auslöst. Auf die gleiche Weise wird Antigone gezeigt, wie sie den Bruder mit Staub bedeckt und wie sie sich schlussendlich erhängt. Es ist auch ein Sprechchor vorhanden, er ist das Volk, der Gegensprecher zu Kreon, stellt Fragen, ist teils kritisch, teils zustimmend.
Es wird auch mit den Kostümen und Accessoires gespielt. Antigone beginnt halbnackt, ist angezogen, als sie sich vor ihrem Onkel, dem König, rechtfertigen muss und wieder weniger angekleidet, als sie stirbt. Auch König Kreon (Joachim Meyerhoff) beginnt in Unterwäsche und endet vollständig angezogen mit Anzug und Krawatte. Mal trägt Kreon seine Krone, dann wieder nicht. Es ist der Kampf zwischen Pflicht und Verpflichtung, zwischen Familie und Staat. Ist es da nicht bezeichnend, dass sich Kreons Sohn Haimon mit der Krone seines Vaters tötet?
Das Stück ist von Seiten des Textes auf verschiedene Weise nach wie vor relevant. Es geht um die Macht des Staates, um die Bande der Familie und nicht zuletzt auch um die Rolle der Frau. Es wurde aus der Antike geholt und in die Moderne gebracht. Eine interessante und sehenswerte Mischung von Alt und Neu.
Fotos: Burgtheater
VG