30.07.2010 |
Kommentare:
0
Wie entlarvt man den untreuen Mann?
„Die Fledermaus“ - Entblößung oder Ehrlichkeit?
Die Gesellschaft diktiert uns oft die Regeln und Verhaltensmuster, an die wir uns halten müssen. Tut man das nicht, wird man zum Außenseiter, man wird verstoßen, gehänselt, gehasst. Doch wie wichtig ist es, dabei ehrlich zu sein? Wie sehr entblößt man sich, wenn man seine Gefühle offen zeigt? Und wie verletzlich macht man sich dadurch?
Die Operette „Die Feldermaus“ am Theater an der Wien erzählt von zwei Frauen mit unterschiedlichen Lebenseinstellungen, Einsichten und Erwartungen: Adele und Rosalinde.
„Rosalinde ist in historischer Hinsicht eine Frau in bürgerlichen Verhältnissen, eher hochgestellt, mit Bedienung, sie hat gewisse Privilegien, hält sich jedoch nicht so sehr an die Regeln, obwohl sie schon eine gewisse Facon, wie es damals genannt wurde, besitzt. Bei uns spielt es sich etwas anders ab, denn wir legen einen Akzent auf Zeitlosigkeit, dabei wird jedoch eine enthemmte Gesellschaft darstellt, obwohl diese immer noch in zwei Klassen geteilt wird: Die Bedienungsschicht mit Adele als Hauptfigur und die Vergnügungsgesellschaft, zu der Rosalinde von Eisenstein gehört. Aber abgesehen davon ist unser Verhalten natürlich jeder Etikette fern, auch dem fern, was man von einer Operette leider fälschlicherweise erwartet wird. Wir kommen von gewissen klischeehaften Verhaltensmustern ab, denn diese sind dem realen Leben viel zu weit entfernt. In der Gesellschaft gibt man sich kokett, charmant, man ist immer am Lachen. Doch hier zeigt sich schon der Mensch mit gewissen negativen Aspekten: Wir tun uns gerne weh. Wir veräppeln uns gegenseitig.“ So beschreibt die Hauptdarstellerin der Operette „Die Fledermaus“ Nicola Beller Carbone ihre Sicht auf die Inszenierung in einem Interview mit die-frau.com.
Rosalinde wird als eine Frau gezeigt, die zur Eifersucht neigt. Sie kann und will nicht akzeptieren, dass ihr Ehemann sie betrügt. Eine Lösung hat sie auch parat, doch wen bestraft sie mit ihrem Verhalten? Ihren Ehemann oder sich selbst?
„Rosalinde hat einen Verehrer und einen Gemahl, der etliche Liebhaberinnen hat. Und sie ist natürlich stinksauer auf ihn und sie benützt einen früheren Liebhaber, denn sie hatte, bevor sie geheiratet hat. Seine Besuche vermehren sich und sie nutzt diese Chance, um ihren Mann zu entlarven. Die Geschichte zeigt uns Rosalinde, die sich das Vergnügen nicht nehmen lässt, jedoch nicht offen dazu steht. In unserer Inszenierung betrügt sie ihren Mann jedoch sehr offen und geht dabei noch einen Schritt weiter, indem sie ihm vorführt, wie sie ihm untreu ist.“
Adele hingegen gehört zum Bedienungspersonal und lebt in ihrer Welt voller Träume. Wie ist es für eine Frau, einen Mann zu bedienen? Gibt es eine Parallele zwischen dem Bedienen und dem Wunsch in die Traumwelt zu entgleiten?
„Adele ist eine sehr lebendige Frau mit großen Träumen. Ihre Schwester Ida strebt nach Reichtum, etwas Oberflächlichem, nach gesellschaftlichem Status, während Adele etwas wirklich Großes, Bedeutendes schaffen will. Sie sieht sich nicht nur als eine Streberin nach oben, sondern ist jemand, der wirklich ein Profil erlangen möchte, sie denkt nicht nur ans Geld oder die richtigen Kontakte. Sie hat eine sehr bodenständige Art, sie ist sehr zielstrebig, hat aber Tiefe.“ So Juanita Lascarro über die von ihr dargestellte Figur Adele.
Die Inszenierung von „Die Fledermaus“ am Theater an der Wien entpuppt sich als ein buntes Spiel voller Maskerade. Die Zuschauer im Saal vervollständigten die Zuschauer auf der Bühne, die dem veräppelnden Spiel, in dem die negativen Aspekte der Gesellschaft ausgestellt werden, zuschauen. Nicht nur das Ausziehen auf der Bühne zeigt eine Entblößung, bereits vor der Aufführung kann das Publikum durch einen dünnen Spalt unter dem Vorhang einen Blick hinter die Kulisse bekommen. Auch die Schauspieler dürfen ruhig und ohne Hemmungen mit dem Zuschauer kokettieren, um den Inhalt der Operette und das Spiel mit dem Publikum bis zur letzten Konsequenz auszuloten.
„Die Fledermaus“, bis zum 8.August am Theater an der Wien.
(vs)
Fotos: Armin Bardel
Theater an der Wien