Akrobatik im Opernhaus? Da wird jeder skeptisch. Circus goes Klassik. So dachten vermutlich auch die Zuschauer vor der Aufführung von "The 7 fingers", die im Rahmen des Straßentheater-Festivals La Strada am 03.08.2012 auf der Bühne der Grazer Oper ihre Show zeigten. Wie kann man Akrobatik, wie man sie aus dem Circus kennt, geschickt bühnenreif machen, damit sie auch einem etwas skeptischen Zuschauer in Erinnerung bleibt.
Denn wenn einem auch so manche Tricks und Luftsprünge die Luft rauben, verlangt ein launischer Zuschauer nach einer – möglichst atemberaubenden – Show. Der ausgiebige Applaus, Bravo-Rufe, Standing Ovations und "Wie cool ist das!"-Ausrufe während der Vorstellung sind wohl als die besten Beweise dafür anzuführen, dass sich ein Circus zumindest an diesem Abend nicht umsonst mit der hohen Kunst gemessen hat.
Nach jedem gefallenen Jonglierstein, nach jedem gefallenen Ring und nach jedem Sturz konnte der Zuschauer gleichzeitig zum Zeugen werden, dass ein wahrer Künstler nicht aufgibt.
Zwei Frauen, vier Männer und Schwulenwitze – muss die Show immer sexuell
sein?!
The Show must go on... Mut kann man den acht Künstlern aus Lyon nicht absprechen. Apropos, die Bezeichnung Künstler tragen sie nicht umsonst. Denn „The 7 fingers“ sind wahre Allroundtalente, wie sie im heutigen Showbusiness gefragt sind. Singen, Musik machen, tanzen, und dabei noch besonders cool und energisch bleiben – auch angesichts eines 2-stündigen Auftrittes ohne Pause bei später Stunde, die schon manche Zuschauer zum Gähnen brachte. Die erste Frage, die einem einfällt: Was haben sie vor dem Aufritt geraucht?! Denn ein Rauschgefühl herrscht sowohl im Publikum als auch auf der Bühne vor. Den acht jungen Leuten aus Frankreich kocht das Blut und blüht der Geist. Man merkt wahrhaft, wie sehr ihr Leben von der Bühne und den darauf ablaufenden Geschehnissen geprägt ist.
Die Zusammensetzung aus sechs Männern und zwei Frauen ist höchst interessant, wobei es laufend Anspielungen auf Homosexualität zwischen den männlichen Akteuren gibt, die durch Witze in den Auftritt eingebunden sind. Wie stehen die acht Künstler zueinander? Wo haben sie sich kennengelernt? Die persönliche Vorgeschichte dieser Charaktere ist höchst interessant.
Als die Vorstellung zu Ende war, sprang nur noch ein Satz von meinen Lippen: „Ich würde „The 7 fingers“ noch mindestens 10 Mal anschauen!“