Am vergangenen Donnerstag jubelte das Ronacher in Wien über die Wiederaufnahme von „Sister Act“. Trotz der Tatsache, dass die Karten bereits zwei Monate im Voraus ausverkauft waren, blieben einige Sitzplätze leer. Mittendrin Frau Edina von Teufenstein - Reininghaus, die sich spontan dafür entschieden hatte, sich das Musical anzusehen und gegenüber die-Frau ihre Begeisterung über die "Hammer"-Hauptdarstellerin kundtat.
Erstaunlich ist das Lied über die Vorzüge des Nonnenlebens, zu denen es zählt, keinen Sex haben zu müssen. Aha! Ist der Eintritt ins Kloster weniger spirituell getrieben, als eine körperliche und geistige Flucht vor den Niederungen der fleischlichen Lust?
Talent kann man der stimmgewaltigen Ana Milva Gomes als Deloris van Cartier nicht aberkennen. Ihr Charme und ihr Charisma nehmen jeden Zuschauer mit in eine Welt, in der unter der Regie von Carline Brouwer auch die Nonnen zu Rappern mit viel Bling-Bling werden. Dass das Stück in deutscher Sprache aufgeführt wird, macht es möglich, dass auch Kinder den Inhalt des Stückes leicht mitverfolgen können..
Michael Schörnborn als herrlich lustiger Priester zwingt den Zuseher natürlich zu Vergleichen mit seinem Bruder, Kardinal Schönborn. Der Gedanke drängt sich auf, dass es doch geradezu himmlisch wäre, wenn die Kirche tatsächlich ein solcher Ort der überbordenden Freude und Lebenslust wäre, in der man gemeinsam lacht, tanzt, feiert und dankt. Sister Act ist ein Stück über wahre Freundschaft und darüber, wieviel man erreichen kann, wenn man gerne tut, was auch immer man tut. Die Nonnen erschaffen sich ihre eigene Art zu beten und dem Herrn zu danken und das von ganzem Herzem und mit dieser unbändigen Freude. Die Botschaft ist wohl, dass Gott die Freude ist und somit in jedem von uns.
Dies steht natürlich in starkem Kontrast zu dem entbehrungsreichen Leben der Nonnen. Die Botschaft des Herrn verbreitet sich jedenfalls schneller, wenn sie in schnelle Rhythmen verpackt ist..
Klara Zieglerova sorgte für die perfekte Inszenierung. Lez Brotherston brachte Farben und Fashion dazu.
Schade, dass man in einem Theater nicht zurückspulen kann. "Zeig mir die Liebe, Liebe...". Der Ohrwurm bleibt wahrscheinlich bis zur nächsten Vorstellung im Ronacher! So groß der Erfolg des Musicals ist, inklusive Standing Ovations, so groß ist die Überraschung, dass es doch so viele freie Plätze gab.
(vs)
Fotos: VBW Brinkhoff/Mögenburg