Am Samstag, den 18. September eröffnete das Salzburger Landestheater die Spielzeit mit Lessings bekanntem Klassiker “Nathan, der Weise”.
Nathan, der Weise
Am Samstag, den 18. September eröffnete das Salzburger Landestheater die Spielzeit mit Lessings bekanntem Klassiker “Nathan, der Weise”.
Der Jude Nathan hat ein Christenmädchen aufgenommen, verschweigt ihr aber ihre wahre Herkunft. Als das Mädchen, Recha, von einem Tempelherrn aus einem brennenden Haus gerettet wird, verlieben sich die beiden, doch eine Ehe zwischen einem Christen und einer Jüdin ist undenkbar. Daja, Rechas Gesellschafterin, weiß um ihre wahre Herkunft und lüftet das Geheimnis, womit der Hochzeit nichts mehr im Wege steht. Doch Nathan findet in der Zwischenzeit heraus, dass der junge Tempelherr Rechas leiblicher Bruder ist. Auch kommt ans Tageslicht, dass die beiden Geschwister die Kinder von Sultan Saladins Bruder sind. Der Sultan hatte den Tempelherrn noch kurz vorher begnadigt, weil er ihn so sehr an seinen Bruder erinnerte. Lessing spricht in seinem 1779 verfassten Stück die Toleranzfrage zwischen Juden, Christen und Muslimen an und verdeutlicht diese mit der bekannten Ringparabel, die Nathan dem Sultan auf die Frage nach der wahren Religion erwidert.
Lessing ist mit dieser Thematik noch heute höchst aktuell, weswegen der Nathan ein oft gespieltes und beliebtes Stück ist. Tim Kramers Inszenierung nimmt dem Stück jede Länge und befasst sich mit den Differenzen zwischen den Weltreligionen auf eine moderne Weise. Der Sultan trägt Strohhut und Bademantel, der Tempelherr Gummistiefel und Jogginghose. Was sich irritierend anhört und beim älteren Publikum auf Unverständnis stieß, ist jedoch passend für die heutige Zeit. Kramer nimmt dem Klassiker die starre Ernsthaftigkeit, verwandelt die Charaktere in moderne Personen und behält trotzdem Lessings Botschaft im Blick. Lediglich die Recha ist zu übertrieben angelegt. Die Christin, die von Nathan nach den Gesetzen der Vernunft erzogen wurde, mutiert zu einem verwöhnten und hysterischen Mädchen, das keinerlei Tiefe ausstrahlt.
Besonders gelungen ist das Bühnenbild: Der Grenzwall zwischen Israel und den palästinensisch besiedelten Gebieten mit Graffity des britischen Street-Art-Künstler Bansky wurde nachgestellt. Im Hintergrund drei Hochhäuser, die im Laufe des Abends beleuchtet werden, und auch der Sternenhimmel kommt hervor. Vorne wird die Bühne von den Darstellern selbst mit Palmenblättern, Autoreifen und Bettdecken umgebaut. Immer wieder treten die Schauspieler aus ihren Rollen, sagen die Auftritte an und erklären die Szenerie in Worten. Diese in den letzten Jahren immer gebräuchlichere Form der Inszenierung, wirkt frisch und abwechslungsreich.
(tt)
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