Ist es sinnvoll, sich für eine „vermeintliche“ Karriere in die Beziehung zu „prostituieren“?!
Der Mann, der ein Ungeheuer ist, wird nicht verlassen, weil man nicht an eine eigene und finanziell unabhängige Existenz glaubt. Anstatt sich mit der Gegenwart zu konfrontieren, schwelgt die Frau in der Vergangenheit und beklagt sich über das "was-man-hätte -besser-machen -Können". "Liebesgesabber" und das Wissen darüber, was SIE nicht will, sind ständige Begleiter des öden Lebens. Bis zum Ende hin einfach nur zu "existieren", ohne irgendeine Maßnahme zu ergreifen und das Blatt zu wenden…
Ganz schön deprimierend, oder?
Mit diesen und weiteren Themen, wie: Sex im Alter, Lebensfreude bzw. Lebenssinn im Alter, die Frau als Ehefrau, Hausfrau oder Karrierefrau. Krankheiten und ihre Ursachen etc. setzt der Regisseur, Günter Krämer, in seinem mystischen, atemberaubenden und gleichzeitig außergewöhnlichen Stück um.
Eine Frauengeschichte, die ohne Zweifel an der Realität anknüpft: Das Opfer zu spielen ist wohl die "geschickteste" Eigenschaft einer Frau. Jedoch wird dabei, ähnlich wie beim Russischen Roulette nur mit dem eigenen Schicksal gespielt. Umwölkt mit einem gelungenen Bühnenbild, das über alle Epochen und über alle Zeiten hindurchfließt, werden zwei so scheinbar unterschiedliche, aber zugleich auch verwandte Stücke zusammengebracht: "Todestanz" von August Strindberg und "Lebenstanz" von Friederike Roth. Zumindest den ersten Autor sollte jeder aus der Schulzeit kennen. Jedoch ist auch dies nicht zwingend notwendig, wie ich im Laufe des Gesprächs mit einer reifen Kölnerin herausgefunden habe. Junge Leute schauen durch die Charaktere hindurch, denn für sie sind die Menschen auf der Bühne das Wichtigste.
Die Premiere war nicht ausverkauft, zudem überwiegten die geladenen Gäste, was aber natürlich keinen daran hinderte, eine laute Premierenfeier zu veranstalten! Die Schauspieler, vor allem die Hauptdarstellerin Sandra Cervik, wurden groß gefeiert. Diese brachte den Atem der Zuschauer zum stocken und begeisterte mit ihrer Darstellung.
Überraschend war für mich die Information, dass in Köln die jungen Leute kulturell gefördert werden, indem ihnen ein möglichst günstiger Zugang zum Theater, zur Oper und zu vielen weiteren Aktionen ermöglicht wird. Unter anderem sind auch die Spielstätten mannigfaltig, besonders beliebt sind hierbei die öffentlichen Konzertbühnen.
Sehr stolz kann Wien noch nicht auf seine jungen Theaterbesucher sein, jedoch dürften jene Zuschauer, die ihren Besuch bereut haben, deutlich in der Minderheit gewesen sein.
Varvara S
Foto: Astrid Knie