„Ein Porträt des ganzen Hauses“ schaffen, das ist die Mission des Stücks.
Das Stück „Burgporträts“ bietet sonst im Hintergrund agierenden Mitarbeitern des Burgtheaters die Gelegenheit, nicht nur vor oder hinter, sondern auch einmal auf der Bühne zu stehen. Es soll dem Publikum durch Einzelauftritte ein rundes Bild des Ganzen, einen Einblick in die sonst unsichtbare Arbeit um das Schauspiel ermöglichen.
Der Rahmen der Einzelporträts ist für alle Akteure gleich, eine Papierrolle, mal weiß, mal blau, mal rosa, also konservativ-geschlechtskonform, die mit jedem neu beginnenden Abschnitt ausgewechselt wird, Scheinwerfer, eine Leinwand und eine Kamera. Das ist das Set, das jedem zur Verfügung steht, und der Regisseur Michael Laub hat den Auftretenden relativ freie Hand beim Auswählen des Inhaltes für ihre fünfminütige Performance gelassen. In einer Stunde und 20 Minuten lässt Laub neben fünf bekannten Burgschauspielern eine Billeteurin, einen Löschmeister, den Kantinenwirt, den Verwaltungsdienst und diverse Kleindarsteller zu Wort kommen.
Wie auf der Karrieremesse
Man bekommt also eine Kurzbeschreibung der vielen möglichen Berufswege am Burgtheater - man fühlt sich teilweise ein bisschen wie auf der Berufs- und Karrieremesse BEST. Auch wenn unterschiedliche Sparten vorgestellt werden, so dreht es sich im Endeffekt doch primär um die Schauspieler, denn auch wenn Komparsenrollen vielleicht nicht die auffallendsten sind, so sind es doch Rollen.
Auch spürt man eine deutliche Kluft zwischen jenen, die die Burgtheaterbühne zum ersten Mal als Hauptdarsteller betreten, und jenen, die es allabendlich tun. Diese Kluft gibt sich aber nicht durch schauspielerisches Vermögen oder Unvermögen zu erkennen, sondern durch die gewählten Inhalte der Einzelpersonen. Während Laien und Kleindarsteller Persönlichstes aus ihrem Leben erzählen, berührende Schicksalsschläge und witzige Anekdoten ungeschminkt zum Besten geben, machen sich die fünf Burgschauspieler so unnahbar wie möglich. Abgesehen von André Meyer, dessen Porträt wenigstens amüsant ist, besteht Christiane von Poelnitz‘ Beitrag aus einer auf Leinwand projizierten SMS und Email-Konversation, aus der hervorgeht, dass sie recht unmotiviert war, für dieses Stück zu proben, Maria Happel lässt sich durch ein inhaltsloses Video von ihr vertreten und verzichtet auf physische Bühnenpräsenz und Petra Morzé weint über ihr offensichtlich suboptimales Verhältnis zum Burgtheater.
Nette Idee, Umsetzung suboptimal
Im Endeffekt ist das Grundkonzept eine nette Idee, deren positive Aspekte in der Umsetzung zu einem großen Teil leider verloren gegangen sind. Auch wenn viele der Anekdoten sehr amüsant, abwechslungsreich und vor allem von den sonst im Hintergrund agierenden Personen ausgezeichnet und authentisch präsentiert werden, kann das Stück insgesamt seinem eigenen Anspruch nicht gerecht werden.
(ja)
Foto: Georg Soulek