Nettes Gruppen – Selfie bei der Oscar Verleihung oder das tägliche Selfie der Selfie-Vermarktungsmaschine Kim Kardashian war gestern. Neuerdings rockt Otto Normalverbraucher das Ding mit dem Aftersex-Selfie.
Sogar das ehrwürdige TIME-Magazin hat sich mit der Frage beschäftigt, ob die Welt denn wirklich diesen neuen Selfie Boom braucht und sie mit einem klaren Nein beantwortet. Nachdem aber das TIME-Magazin im Vergleich zur Leserschaft von Twitter, Instagram und Co eindeutig als Minderheitenprogramm
zu bezeichnen ist, muss seine Ansicht von der Social-Network-Community wohl mit einem „Who cares?“ quittiert werden. Das Internetvolk ist interessiert an dieser Art der Selbstdarstellung und zwar sowohl als Zuseher als auch als Mitwirkender.
Der Exhibitionismus der Facebooker begnügt sich schon längst nicht mehr damit, zu erfahren bzw. mitzuteilen, was der Mittagstisch heute so hergab (Cupcakes sind total super? Der Bigmac so geil? Der Kantinenfraß übel? Überraschung über Überraschung…) , oder dass die Arbeit mal wieder total langweilig und sinnfrei, oder man gar nicht krank, sondern super lustig am Baggersee ist (Meist vergessend, dass man kurz zuvor die Freundschaftsanfrage d
es Chefs positiv beantwortet hatte.). Frei nach dem olympischen Motto muss es höher, schneller, weiter gehen.
Vor allem die weiblichen Gesichtszüge sind nach dem Sex besonders weich und attraktiv, die Haut erscheint ebenmäßiger und der Teint strahlt verführerisch rosig. Dies gilt allerdings nur nach Sex MIT Orgasmus. Mit weiblichem Orgasmus w
ohl gemerkt!
Männer posten diese postkoitalen Bildchen, um sich und der Welt zu zeigen, dass sie es noch können, schon können, wieder können, mit DER können, mehrfach können, an ausgefallen Orten können, im Stehen können, unter der Dusche können, in der Nacht können, am Tag können, ….. Es sind bildgewordene Brunftschreie, die durch das World-Wide-Web hallen: „Ich bin ein 12er Hirsch! Andere Männer, nehmt
euch vor mir in Acht! Frauen, ihr auch!“
Im Jagdzimmer bei Adels hängen die Geweihe und Hörner der selbstgeschossenen Tiere an den
Wänden, jedes fein säuberlich mit dem Monogramm des gräflichen Schützen versehen. Die modernen Jagdzimmer sind die Instagram Accounts und die Trophäen die selbstgeschossenen Bilder, jedes versehen mit dem Namen des Schützen, Ort und Zeit des Knalls.
Von männlicher Warte aus, ist die Motivation klar und nachvollziehbar. Warum aber beteiligen sich Frauen an diesem Trend?
Eine Frau, die Orgasmen erlebt, hätte keinen Grund dafür
sich derart der www-Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Orgasmus ist das Ziel. Ein derartiges Sich-Nach-Außen-Zeigen nach dieser intimen Erfahrung ist kein ursprünglich weibliches Verhalten. Das After-Sex-Posting deutet eher auf eine nicht-funktionierende Sexualität hin. War der Sex nicht mehr als ein Abschuss, um, wie ein Mann, der Welt zu zeigen: „Ich kann!“, mag es eine Frau vielleicht ebenfalls lustig finden, derartige Schnappschüsse ins Netz zu stellen. Frauen schaffen so ihre eigene Hall of Shame.
Ein bizarrer Trend auf Instagram, der anscheinend noch lange kein Ende finden wird. Statt der Welle der Leidenschaft, schwappt nur die Bilderflut über… Es kann nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir uns mit dem Hashtag #HavingSexRightNow beschäftigen werden müssen.
KWH
Fotos: Instagram