Das Thema Sex ist im 21. Jahrhundert kein Tabu mehr. Ohne Schamgefühl redet man darüber, wie oft Sex „normal“ ist bzw. wie oft die anderen miteinander schlafen, wie man Unsicherheiten mit einem neuen Partner überwindet usw. Sobald jedoch die Frage nach weiblicher Lust und weiblichem Orgasmus kommt, auch wenn keiner dabei direkt angesprochen ist, verdreht frau die Augen und behauptet, man greife viel zu tief in ihr Privatleben ein. Faktum ist – viele Frauen in einer Beziehung verlieren sehr bald die Lust auf Sex. Ein Orgasmus ist ebenso ein seltener Gast in den Ehebetten. Sex gehört zur Ehe, zu einer Beziehung, so die gesellschaftliche Vorstellung. Auch wenn man nicht will? Muss man eigentlich immer wollen? Und kann es beim Thema Sex überhaupt einen „Muss“ geben?
Wie sieht man und wie sieht frau die weibliche Sexualität?
Nach Freud lässt sich der Begriff des „Schönen“ als sexuelle Reize, sexuelle Erregung deuten. Die Nacktheit des weiblichen Körpers ruft in einem Mann „Forschungsbegierde“ hervor, so würde man es beschreiben, würde man griechische Mythologie schreiben. In der modernen Sprache heißt es: Eine Frau hat für einen Mann eine Anziehungskraft bzw. ein Mann ist für eine Frau ein potenzieller Partner. Diese „Forschungsbegierde“ eines Mannes wird sowohl in der griechischen Mythologie beschrieben (am Beispiel des Jünglings Teiresias, der unabsichtlich die Göttin Athene beim Baden beobachtet, wofür er mit Blindheit geschlagen und seiner Männlichkeit beraubt wurde: er wurde in ein Weib verwandelt), als auch unter anderem von Freud geschildert. „Das Geheimnis der Wahrheit, die verhüllt ist und die in der Enthüllung als die nackte Wahrheit in der Nacktheit des Weibes aufleuchtet,
ist das Geheimnis der dem Manne schwer zugänglichen, manche sagen: auf ewig unzugänglichen, ´Sexualität des Weibes´“ (Nicolaus Sombart „Über die schöne Frau“). Weiblichkeit, weibliche Lust, Sexualität, werden oft als etwas Schamhaftes, Verhülltes in der Kunst dargestellt, wobei eine nackte Frau ihr Gesicht abwendet. Oder wie in „Phryne vor den Richtern“ von Jean Leon Gerome Phryne ihr Gesicht versteckt, nachdem ihr vor einer Männerschar ihre Kleider entrissen wurden, interessierte Blicke der Männer ihr zugewandt. Francisco de Goya entriss seiner Maja ebenso zuerst die Kleider, um „Die nackte Maja“ zu zeichnen und darauffolgend verhüllte er ihre großzügig präsentierten Kurven mit leichten Kleidern, sodass auch in „Die bekleidete Maja“ die Umrisse ihres Körpers deutlich sichtbar sind. Das Conclusio: Ein Mann denkt beim Anblick einer Frau an die Fortpflanzung. Tierisch einfach.
Frauen hingegen haben oft Angst vor ihrer Sexualität. Sie verstecken sich (so wie islamische Frauen, die sich mit einer Burka verhüllen), weil sie Angst haben, zu ihrer Sexualität offen zu stehen. Männliche Aufmerksamkeit, männliches Bemühen erschreckt sie.
Tatsache ist, dass eine Frau sich den besseren Partner aussucht. Im Gegensatz zur weiblichen Natur will ein Mann von so vielen Frauen wie möglich ausgesucht werden, um seine Gene zu verbreiten. Das Bemühen eines Mannes ist jedoch die Vorstufe der Auswahl. Es werden natürlich nicht alle, die sich bemühen, ausgesucht.
Das Tier im Menschen
Darwins Theorie beschreibt, dass im Tierreich Männchen darauf programmiert sind, möglichst viele Nachkommen zu zeugen, daher leben diese polygam. Weibchen dagegen suchen das stärkste und das attraktivste Männchen, was die Konkurrenz unter den Männchen steigert. Bedingt durch diese Tatsache hat ein Weibchen während des Eisprungs die höchste Lust. Da Menschen ebenso Säugetiere sind, sollte sich deren Biologie wohl gleich abspielen. Hier ein kleiner Überblick über die weibliche Biologie:
Zur Zeit des Eisprungs ist die Konzentration von Östrogen und Testosteron am höchsten. Beide sind für die weibliche Lust verantwortlich, da sie den Körper einer Frau für eine wahrscheinliche Schwangerschaft vorbereiten.
Daraus folgt, dass jede Art hormoneller Verhütung dazu führt, dass die Konzentration von Östrogen und Testosteron durch die Unterdrückung des Eisprungs sinkt. Dadurch sinkt sinngemäß auch die Lust der Frau.
Andererseits, „es gibt Phasen im Leben einer Frau, in denen es ganz normal ist, keine Lust zu haben. In unserer Gesellschaft, in der immer alle perfekt funktionieren müssen, vergisst man das manchmal.“ (woman.at) „Evolutionär gesehen gibt es einen natürlichen Druck, sich möglichst bunt zu vermischen. Monogame Langzeitbeziehungen stehen dazu im Widerspruch.“ (woman.at) Sprich, der Mensch ist ein Tier, das gegen seine Natur lebt.
Was die Frau will, tut der Mann. Die Gesellschaft sieht jedoch die führende Rolle männlich
Sex wird als etwas, das zu einer Beziehung gehört, gesehen. Außerdem ist Sex männlich, nicht nur was sein Genus angeht, sondern auch durch seine Funktion. Er dient der Befriedigung des Mannes, so die gesellschaftliche Meinung. Von der Befriedigung der Frau wird geschwiegen, weiblicher Orgasmus wird sogar als etwas Peinliches, als ein Tabu-Thema empfunden. Es wird weit und breit vom sexuellen Trieb des Mannes geredet, was sich durch seine natürliche Bestimmung, möglichst viele Nachkommen zu zeugen, ziemlich pragmatisch erklären lässt. Und was ist mit weiblicher Lust? Frauen klammern sich an die emotionalen Empfindungen, Körperkontakt, Nähe und Anerkennung, Liebe. Viele Frauen haben Sex, auch wenn sie selbst keine Lust darauf haben, nur weil sie es ihrem Partner zuliebe tun. Außerdem neigen viele Frauen in einer Beziehung dazu den Mann zu bedienen – für ihn zu kochen, zu bügeln. Dadurch gleitet die Beziehung vom Mann-Frau-Status in den Mutter-Kind-Status, wo Sex nicht mehr inkludiert ist.
Kopfschmerzen, Migräne, Waschtag – das waren alles einmal die Entschuldigungen, die Frauen im Ehebett über die Lippen gebracht haben, anstelle klar und deutlich zu sagen: „Heute habe ich keine Lust“. Natürlich wollen Männer die besseren sein, nur zwischen Sein und Einbildung sind Welten. Und Männer wollen das tun, was wir, die Frauen, von ihnen verlangen und Ehrlichkeit wird sie nicht töten.
Liebe Frauen, haben sie ihren Richtigen gefunden, so haben Sie mit ihm Sex, wann immer sie Lust darauf haben und lassen Sie sich von niemandem, auch nicht von ihrem Partner, unter Druck setzen!
VS
Titelbild: african fi
Fotos im Text:
1. Francisco de Goya "Die bekleidete Maja"
2. Francisco de Goya "Die nackte Maja"
3. Jean-Léon Gérôme: „Phryne vor dem Areopag“
4. faberga/ sxc.hu
5. african fi
6. Ambrozjo