Café Mitte an einem Samstag im April 2014. Ein Mann mit Hund trifft auf zwei junge Studentinnen im Alter von 23 Jahren. Eine Antonia J., Scheidungskind. Die andere Esther N. aus aufrechter Ehe. Die eine studiert Bildungswissenschaften und in Zukunft in Wien; allerdings nicht Bildungswissenschaften sondern Psychologie. Die andere studiert Industrielogistik auf der Montanuni und beide noch in Begleitung eines 25-jährigen Rechtsanwaltsanwärters mit Doppelstudium Betriebswirtschaft und Jus, wobei er nicht weiß, warum er das Betriebswirtschaftsstudium gemacht hat. Der Begleiter ist ebenfalls Scheidungskind, der die Ehe als ein Abfallprodukt der katholischen Gesellschaftsvorstellung bezeichnet. Dass er dabei als Jurist übersieht, dass es die Ehe in fast allen anderen Religionen auch gibt; bei den Zeugen Jehovas sogar in der Abartigkeit, dass in Ermangelung einer Ehezeremonie oder ähnlichem, die Zeugen Jehovas, die den Staat in fast allen Dingen ablehnen, ausgerechnet beim Thema Ehe die staatliche Ehe als religiöses Bündnis anerkennen.
Mit dieser 23-jährige Antonia J., Mutter war Model, Vater ist Bauunternehmer der 2. oder 3. Generation. Der Vater des zweiten Kindes der Mutter ist Notar, entsteht eine Diskussion, die davon ausgeht, dass zuerst die beiden jungen Damen, von den jungen Männern auf ihren Sitzen begrüßt werden, lautstark das Lied „I will survive“ mitsangen, indem textlich von einer Frau zum Ausdruck gebracht wird, dass sie den Mann nicht mehr braucht und er verschwinden soll.
In dem nachfolgenden Gespräch, das sich primär am Hund orientiert, erklären diese beiden jungen Frauen noch, dass genau dieses Lied Männer motiviert, sich um sie zu bemühen.
Esther wirft, als das Thema auf Orgasmus kommt und zwar darauf, dass so gut wie keine Frau einen Orgasmus erlebt, weil es die Männer nicht bringen; ein, „das ist zu mühsam, das dauert zu lange“.
Es entsteht dann eine Diskussion darüber, wie man sich als Vater gegenüber Kindern zu verhalten hat und auch welche Aufgabe eine Frau als Mutter hat. Der Mann mit Hund bringt vor, dass man als Frau kein Kind bekommen soll, wenn man es sich nicht leisten kann. Der junge Mann bringt ein, dass er jederzeit als Spermaspender zur Verfügung steht. Er hat zwar kein Geld, aber sein Sperma würde er mit größter Freude zur Verfügung stellen. Die Meinung des Mannes mit Hund, dass der Mann nach der Qualität des Spermas auszuwählen ist und nicht nach sonstigen Beziehungskriterien, ist durchaus eine Idee, die dem jungen Juristen und Scheidungskind positiv erscheint.
Irgendwie bei diesem Thema, dass ausgerechnet reiche Frauen, zu einem Mann, der mehrere Kinder hat, sagen, das kostet aber viel Geld und dann auf die Frage, ob sie für das Aufziehen ihres Kindes das Geld von einem Mann benötigen, natürlich erwidern, dass sie das nicht benötigen.
Es ist dann auch Thema, dass jemand wie der Architekt DI Clemens L., als Student vor zwanzig Jahren, ein weit geringeres Geld von seinen nicht geschiedenen Eltern bekam, obwohl er auch nicht zu Hause wohnte, als Scheidungssöhne und -töchter.
Scheidungskindern sind die Alimente, egal ob hoch oder niedrig, regelmäßig zu gering, weil natürlich Geld ein sehr unbefriedigender Ersatz für Zuneigung, Geborgenheit und familiäre Bindung ist.
Die Idee, dass jemand ab 14 von seinen Eltern nur ein Dach über dem Kopf bekommt, mitessen kann und für alles andere selbst zu sorgen hat, hat den Dreien nicht sonderlich behagt und führte zum Ausspruch der 23-jährigen Studentin, deren Eltern geschieden sind: „Wenn er seinen Pimmel hineinsteckt, dann soll er auch zahlen“, ohne sich zu überlegen, dass sie damit alle Frauen, auch die eigene Mutter, als Prostituierte darstellt.
In diesem Zusammenhang war auch Thema, dass es offensichtlich vernünftiger ist, schwul zu sein, als der Erwartungshaltung von Frauen zu entsprechen. Wenn man den Pimmel hineinsteckt – Orgasmus und Befriedigung der Frau ist offensichtlich keine Erwartungshaltung die Frauen haben – dann hat man bei Folgen zu zahlen, sodass ein gutes Sperma sich gar nicht verbreiten kann, weil dies finanziell selbst dann nicht möglich ist, wenn Frauen ein gutes Sperma wollen. Offensichtlich spielt im Hintergrund weder die Spermaauswahl noch die Befriedigung der Frau eine Rolle, sondern lediglich, wenn er seinen Pimmel hineinsteckt, dann soll er zahlen. Das ist aber nicht eine pornografische Annahme
aus einem sozial schwachen Milieu, sondern das waren zwei Frauen, die durchaus der gesellschaftlichen Jugend angehören.
Das war 02.00 Uhr in der Nacht somit Samstag früh.
Am selben Samstag im Operncafé um 15.00 Uhr. Wiederum ein Herr, diesmal ohne Hund, sitzt an einem Tisch. Daneben auf einem Nebentisch eine Frau um die 50, mit ihrer Tochter um die 25, ihrer Mutter um die 75, eine weitere Frau zwischen 50 und 60 Jahren mit einer weiteren Frau, vermutlich deren Tochter um die 30, und erklärt dieser, das sinnvolle Auswahlverhalten einer Frau für die Wahl des richtigen Mannes und erklärt das an ihrem Beispiel ihres Scheiterns.
Sie habe irgendeinem Verehrer, als sie jung war, sofort jede Chance genommen, weil dieser zu spät gekommen ist oder weil dieser ihr die Autotür nicht aufgemacht hat oder wegen einem derartigen Detail. Dieser Mann wäre ein guter Vater und Ehemann geworden und sie bedauere diese falsche Entscheidung getroffen zu haben, dabei aber völlig übersehend, dass sie der ihr nebensitzenden Tochter jede Existenzberechtigung nimmt. Wenn die Mutter sich für diesen Mann entschieden hätte, dann würde es diese Tochter heute nicht geben. Sie erzählt dann weiter, dass sie eben ständig sich überlegt hat, wie ein Mann beschaffen sein müsste, dass sie ihn für eine dauerhafte Bindung auswählt, weil sie ja für ihre Kinder einen Vater wollte, wie sie ihn selbst – vermutlich Scheidungskind – nicht hatte. Sie erzählt dann, dass sie noch unverheiratet in Beirut, wo sie mit ihrem späteren Mann und späterem Kindesvater war, krank geworden wäre, da sei dieser Mann rührend an ihrem Krankenbett gewesen, das wäre die Entscheidung gewesen, diesen Mann zu heiraten und mit ihm ein Kind zu zeugen. Kaum waren sie verheiratet, war der Schalter wie umgedreht. Sie wollte sich ein Kleid für Empfänge kaufen. Sie waren damals als Diplomaten schon in Korea und auch in anderen Ländern und sie hatte von zu Hause nur Dirndl´n oder billige asiatische Kleider und wollte sich ein ordentliches Kleid für Empfänge kaufen. Das hat er aber nicht zugelassen. Im Supermarkt hätte sie für das Essen in den Einkaufswagen gelegt und er hätte, alles was sie zuvor herausgesucht hatte, hatte er entfernt, dann nur das mit Rabattmarken gekauft, sodass sie nicht das Essen nach den Vorstellungen ihrerseits, auch nicht nach denen ihres Mannes, wie sie glaubte, dann machen konnte. Sie selbst hatte wegen der Ehe ihren Beruf aufgegeben und war in der unangenehmen Situation wirtschaftlich von ihrem Mann abhängig zu sein. Kurz nach einem halben Jahr hat sie das beendet. Dass sie, wenn sie ihre Tochter anschaut, die bei diesem ganzen Gespräch daneben saß und diese Tochter spontan diesenn Mann in dieses Gespräch mit einband, als sie merkte, dass dieser zuhörte, damit deren Existenz und die Tochter als Irrtum darstellt, war der Frau offenbar nicht bewusst. Und die Frau redet dann weiter. Man soll als Frau, prüfen und prüfen und prüfen und die 30-jährige Frau solle bitte bevor sie heiratet, prüfen und prüfen und prüfen und wieder prüfen, weil sie sonst eben die falsche Entscheidung trifft. Alle Überlegungen die diese Frau anstellt, waren Überlegungen wie man sie anstellt, wenn man ein Auto
kauft oder sich eine Wohnung auswählt und das Erstaunliche ist, dass versucht wurde mit sachlichen Überlegungen emotionale Ergebnisse zu erzielen, ohne in diese sachlichen Überlegungen die Emotionalität, nämlich konkret das Bauchgefühl, oder die Emotion aus der Summe des Wissens, einzubeziehen. Es ist also offensichtlich der Fall, dass Frauen kein brauchbares Wissen aufnehmen und damit die Emotion wegen mangelndem Wissen falsch ist. Wenn die Emotion falsch ist und Frauen daraus resultierend unter Umständen sachliche Entscheidungen treffen, die schlicht einfach falsch sind, weil auch die sachlichen Grundlagen falsch sind.
Diese Frau hat sich kein einziges Mal überlegt, was das für ihre Tochter, die daneben sitzt, bedeutet und die immer gelächelt hat. Der dreijährige Sohn des Mannes war dabei und auf die Frage, wie alt die Mutter dieses Sohnes wäre, kam die Antwort: „24.“ Achso, ein Jahr jünger als meine Tochter. Daraufhin die Großmutter: „Na, wenn meine Enkelin mit so einem Alten daherkommt, dann ist sie nicht mehr meine Enkelin.“ Die Drohung war gleich da. Dort sitzen fünf Frauen und besprechen, wie sie in der Männerauswahl scheitern, ohne auch nur irgendeine vernünftige Schlussfolgerungen zu ziehen. Natürlich wird diese 25-jährige Frau, die Tochter die einen Freund hat, die Erwartungshaltung der Großmutter und Mutter erfüllen und ein Sperma auswählen, der sich dann als Mann und Partner nicht so herausstellt, wie man sich das auf der Einkaufsliste wünscht und dann lässt man sich scheiden, steht dann wie die Mutter auf eigenen Beinen, weil man ja auf eigenen Beinen stehen muss und dann hat die Urgroßmutter, die Großmutter und die Mutter das Kind für sich alleine und kann sich dann mit weiteren sechs Freundinnen, oder sieben, oder drei oder zwei über den falschen Spermabehälter beschweren und das zum Lebensinhalt der nächsten dreißig Jahre machen und sich dann wundern, warum einerseits viele keine Kindern wollen und andererseits auch Depressionen und psychosomatische Erkrankungen der Normalzustand sind. Der Fragebogen auf www.loosreport.com erhellt auch dies.
BW
Titelbild: Café Mitte Graz Fotocredit: © Cafe Mitte
Operncafe Graz: © FGM