Bei der Studie zum Einfluss der Pille auf die Partnerwahl ging die Royal Publishing Society von der Annahme aus, dass der Geruchssinn wichtig für die Partnerwahl von Tieren und Menschen ist. Wedekind et. al (1995) haben in ihrer Studie aus dem Jahr 2007 T-Shirts von männlichen Probanden (die T-Shirts wurden über Nacht getragen) weiblichen Probandinnen vorgelegt und diese daran riechen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass Frauen den Geruch von genetisch unterschiedlichen Männern als attraktiver empfinden, als den von genetisch ähnlichen.
Auf dieser Studie baut die nun vorliegende Studie auf, die ebenfalls die Verknüpfung des Geruchssinns und genetischer Kompatibilität zu beweisen versucht.
Die Teilnehmerinnen der vorliegenden Studie waren Mitarbeiterinnen und Studentinnen der Universität von Newcastle zwischen 19 – 35 Jahren . Der Geruch der Männer wurde mit einem weißen T-Shirt, dass sie zwei Tage im Bett über Nacht trugen „eingefangen“. Die T-Shirts wurden schließlich in zwei Hälften geschnitten und bis zum Gebrauch eingefroren. Starke Parfums, verrauchte Bars, Alkohol sowie sexueller Kontakt waren tabu. Die Frauen mussten schließlich an den T-Shirts schnüffeln und nach gewissen Kriterien kategorisieren (z.B.: „Basierend auf dem Geruch, wie sehr könnten sie sich diesen Partner als Langzeitpartner vorstellen?“).
Die Studie kommt zur Schlussfolgerung, dass kein signifikanter Effekt von unähnlichem Genmaterial und dem Einfluss von männlichem Geruch auf weibliche Vorlieben festgestellt werden konnte. Die Studie basierte auf der von Wedekind et. Al (1995); in der die weiblichen Teilnehmerinnen allerdings durch Nasenspray, sowie die Lektüre des Buches „Das Parfüm“ von Patrick Süßkind beeinflusst waren.
Ein Effekt ist nicht eindeutig festzustellen. Kleine Abweichungen finden statt, jedoch reichen diese nicht für einen aussagekräftigen Beweis aus. So schreiben die Autoren, dass es auch gut möglich wäre, dass kompatible Männer einen besonders attraktiven/schwachen Geruch hatten, oder eben nicht-kompatible Männer einen besonders attraktiven/schwachen Geruch hatten. Weiters könnte man davon ausgehen, dass es von vornherein Unterschiede zwischen den Frauen gibt, die die Pille nehmen, und denen, die sie nicht nehmen.
Der Trick mit der Statistik
Die Wissenschaftler konnten also kein signifikantes Ergebnis wiedergeben, und so, schreibt der Stern, haben sie einfach „den Trick mit der Statistik“ angewandt: Ein Kerndatensatz wurde definiert, der ausschließlich aus weißen, gebürtigen Britinnen bestand. Weiters wurden T-Shirts, deren Geruch an Tabak oder Parfums erinnerten, ausgeschlossen. Nun fand sich auch der gewünschte Effekt: Frauen, die hormonell verhüteten, fanden ihnen genetisch ähnliche Männer plötzlich attraktiver. Im Gegensatz dazu fanden Frauen, die nicht mit der Pille oder anderen hormonellen Mitteln verhüteten, Männer, die ihnen genetisch nicht ähnlich waren, leicht attraktiver.
Dies könnte sich dann wiederum eventuell auf Empfängnis (verzögernd) oder auf die Konstitution der Kinder auswirken. Aber ob dies im täglichen Leben wirklich eine Auswirkung hat, sei dahingestellt: Weltweit nehmen immerhin mehr als 100 Millionen Frauen die Pille.
Klare Ergebnisse konnten bisher bei keiner der Studien festgestellt werden. Es ist also nichts bewiesen, und die Autoren machen klar, „dass sie es nicht wissen, ob der Vorlieben-Wechsel durch die Pille stark genug ist, um die Partnerwahl zu beeinflussen. Aber es wäre möglich, dass es so ist, wenn Geruch die Partnerwahl tatsächlich so stark beeinflussen würde“.