Die-frau.at traf sich letzte Woche mit Frau Steffen-Kühnl (der Modedesignerin der Modemarke Ardea Luh in Graz mit dem Atelier am Tummelplatz) - das lief unter dem Motto „Multitasking“ - Nachhaltigkeit, welche Vor- und Nachteile die Frauennetzwerke haben und was die moderne Frau ausmacht: Selbstbewusstsein, Mutterschaft, Karriere, Ehe, Haushalt…
Die-Frau.at: Was war Ihre Moderevolution?
Elke Steffen-Kühnl: Eine interessante Frage. Seit wir begonnen haben, war für uns Asymmetrie ganz wichtig. Wir hängen uns an keine Trends an. Wahrscheinlich war die Zeit reif für schräge Sachen. Und wir machen das eigentlich schon seit Beginn des Jahres 2007. Damenfrack ist auch so eine Geschichte. Ist jetzt nicht mehr so aktuell, aber die ersten paar Jahre waren sie sehr gefragt bei unseren Kunden.
…und das Umbaukleid. Es besteht aus drei Teilen. Es ist ein Trageteil, ein Schalteil und eine Schnalle. Und da hat man sehr viele Tragemöglichkeiten. Der Kunde kann dann selbst nachforschen, welche Kombinationen entstehen können. Wir arbeiten sehr individuell mit den Kunden. Es entstehen daher sehr oft neue Sachen. Da sind wir absolut flexibel. Wir haben eine Idee für den Sommer gesucht und daraus ist diese Kreation entstanden.
Die-frau.at: Wer ist die Frau, die Ihre Mode trägt?
Elke Steffen-Kühnl: Ardea Luh-Frau ist eine selbstbewusste Frau, die individuell ist, sich nicht einem Massengeschmack angleicht, sondern trägt, was ihr passt. Und da beraten wir gerne. Und es ist eher eine Frau 35+. Wir haben zwar auch jüngere Kundinnen, es sind aber meistens Maturaball“-mädchen“, für die Matura-Ballkleider geschnitten werden.
Die-Frau.at: Ich finde jedoch, dass die Kleider, was den Stil angeht, auch für jüngere Modejunkies bestimmt sind?
Elke Steffen-Kühnl: Natürlich, es ist jedoch vor allem eine Budgetfrage. Die Kleider sind eher im Hochpreissegment, und deswegen trauen sich vielleicht erst reifere Damen heran.
Die-frau.at: Oder diese sind zu weiblich….
Elke Steffen-Kühnl: Oder diese sind zu weiblich, was für uns natürlich sehr wichtig ist. Wir unterstreichen gern die Vorzüge der Frau. Wir wollen nichts verstecken.
Ich glaube, dass es für jede Frau wichtig ist, einfach dazu zu stehen, dass man Frau ist und dass man sich zeigen kann und will. Und es zeichnet auch die Ardea-Luh-Frau aus. Wir verhüllen die Stellen, wo die jeweilige Dame ein Problem hat und die Teile, die man gerne herzeigt, werden betont.
Die-frau.at: Wie stehen Sie zum Unisex-Stil bei der Kleidung?
Elke Steffen-Kühnl: Schwierig, denn ich finde, wenn man Frau ist, sollte man auch wirklich Frau sein und dies auch zeigen. Ist natürlich jedem selbst überlassen. Wir haben natürlich auch viele burschikose Damen, die aber trotzdem diese Teile anziehen und das schaut trotzdem weiblich aus. Man muss nicht unbedingt Busen und Po haben. Man kann auch weiblich wirken, wenn man sehr schlank und gerade ist. Und wir versuchen dann auch die weiblichen Formen hervorzuheben.
Es ist unsere Nische, dass wir Frauen in dem beraten, was ihnen passt. Die Kundin nimmt dann an der Gestaltung teil. Es muss jedoch trotzdem Ardea Luh Kleid bleiben, sprich den Ansprüchen gewahrt bleiben.
Die-frau.at: Was ist die Frau von heute: Ist sie eine Führerin, eine Mutter, eine Hausfrau oder liebevolle Ehefrau? Oder ein gelungener Mix von all dem?
Elke Steffen-Kühnl: Ich glaube die Frau ist alles. Sehr schön ist es, wenn sie selbstbewusst ist, wenn sie mit beiden Beinen im Leben steht. Wenn sie Mutter sein kann und zu Hause die Hausfrau und die Ehefrau. Aber sie muss einfach nur Spaß am Leben haben.
Die-frau.at: Ist Multitasking ein Mythos?
Elke Steffen-Kühnl: Nein. Das sehe ich an mir selbst. (lacht) Es funktioniert und viele unsere Kundinnen sind genauso. Die meisten sind berufstätige Damen, die auch Kinder daheim haben. Und als Frau muss man es unter einen Hut bringen. Glaube ich, zumindest. Vor allem, wenn man Kinder hat. Ich habe selbst zwei. Und bringe es mehr oder weniger unter einen Hut.
Aber es muss schon die Familie etwas zurückgestellen werden. Meine Kinder sind schon etwas älter. Zu der Zeit, als wir begonnen haben, waren mein Sohn in der Volksschule und die Tochter im Gymnasium. Ich habe bereits davor schon einen Job gehabt, wo sie immer mit dabei waren und gesehen haben, was ich und mein Man machen. Sie leben einfach mit und können es auch akzeptieren. Man muss die Kinder an dem teilnehmen lassen, was man tut. Es ist ein Weg, indem man Zeit für sich hat und dann noch die Zeit für die Familie übrig bleibt. So, dass man sich dabei wohl fühlt. Bei uns ist es eigentlich ein Gesetz, dass die Familie vorgeht. Und da muss man auch mal zusperren.
Die-frau.at: Können Sie Ihr Erfolgskonzept erklären?
Elke Steffen-Kühnl: Einfach auf den Kunden eingehen. Das Allerwichtigste ist, dass man die Wünsche erfüllt. Bei uns geht jeder Kunde zufrieden hinaus. Wir arbeiten solange, bis das Produkt passt. Und die Stammkundinnen kommen dann immer wieder, weil sie sich hier wohl fühlen. Sie kriegen einen Kaffee, sie werden beraten, man plaudert mit ihnen, man beschäftigt sich mit ihnen. Es geht gar nicht immer nur ums Kleid…
Die-frau.at: …so, wie im Film „Pretty woman“…
Elke Steffen-Kühnl: Zum Beispiel. Aber bei uns ist es schon ein Unterschied. Natürlich wollen wir verkaufen. Aber wichtig ist natürlich, dass es hinhaut. Und wenn es nicht passt, dass wird es zurückgenommen oder umgeändert, bis es passt. Die beste Werbung ist der Kunde, der zufrieden das Haus verlässt. Und ich glaube, dass es das Erfolgsrezept ist, dass die Kunden zurückkommen und gerne hier sind.
Die-frau.at: Sie arbeiten zusammen mit Frau Riediger. Wie gut funktionieren die Frauennetzwerke? Wäre eine Kooperation mit einem Mann einfacher? Welche hierarchische Struktur würde dann diese einnehmen?
Elke Steffen-Kühnl: Es kommt eher an die Person. Zwischen Silvia und mir funktioniert es sehr gut, weil jeder einen Bereich hat, den er abdeckt. Wir vertrauen uns da auch bedingungslos. Wir reden uns auch nicht hinein in die jeweilige Kompetenz, aber wir beratschlagen uns bei all den Dingen, die auf uns zukommen, sehr wohl. Es ist dann eine Dritte im Bunde – eine Schneiderin, die halbtags bei uns arbeitet. Wir sind ein angenehmes Team. Das wir mit einem Mann uns zusammenraufen mussten, ist ganz klar. Es gibt klar einige Reibungspunkte, aber es bringt einen auch weiter. Ein Mann kann jede Position einnehmen, und ob Mann oder Frau ist völlig bedeutungslos. Mit Frau Riediger sind wir gleichwertige Partner.
Die-frau.at: Laut den Berichten ist Coco Chanel Ihr Modevorbild. Haben Sie auch ein österreichisches Vorbild?
Elke Steffen-Kühnl: Eigentlich nicht. Es gibt tolle Designer, wie Lena Hoschek, die sich unter anderem toll vermarktet. Ob man ihren Stil mag oder nicht, sei dahingestellt. Sie ist auch zu bewundern, was den Erfolg betrifft. Es gibt sicher ganz viele Menschen, die tolle Sachen machen, aber wenn man nicht nach außen geht, hat niemand was davon.
Die-frau.at: Wo kaufen Sie die Sachen, die Sie tragen?
Elke Steffen-Kühnl: Eigentlich müsste ich alles bei mir im Atelier machen und Basics kaufe ich überall. Ich bin hauptsächlich in Ardea Luh gekleidet. Heute leider nicht.
Die-Frau.at: Die Eigenwerbung…
Elke Steffen-Kühnl: Nur ich habe sehr wenig, da ich so wenig Zeit habe für mich was zu machen.
Die-frau.at: Was bedeutet Modebewusstsein? Wie entwickelt man dieses Gefühl?
Elke Steffen-Kühnl: Ich glaube, man spürt es einfach.Und Mode ist eigentlich ein Ausdruck davon, wie man sich nach außen zeigt. Jeder geht anders damit um. Man muss sich in der Kleidung wohl fühlen, zum Anlass entsprechend gekleidet sein. Einfach sich mit sich selber auseinandersetzen und schauen, worin man sich wohl fühlt.
Die-frau.at: Erzählen Sie bitte im Detail von Ihren Kollektionen bzw. den Maßanfertigungen.
Elke Steffen-Kühnl: Wir wollen die Tagesmode mehr frisieren. Natürlich, wenn die Maßanfertigungen gemacht werden, wollen die Damen auch etwas Besonderes haben. Natürlich sollte man auch für jeden Tag was Schönes anziehen. Es sind sowohl Einzelstücke, als auch Kollektionen aus mehreren gleichen Teilen verfügbar. Wenn ich von einem Stoff nur noch ganz wenig habe, dann entstehen nur noch Einzelstücke. Aber wir haben auch natürlich die Grundschnitte, die wir immer wieder verwenden. Und das sind dann auch keine Einzelstücke mehr und sie sind dann dementsprechend billiger.
Die-frau.at: Wo kaufen Sie die Stoffe ein?
Elke Steffen-Kühnl: Hauptsächlich in Deutschland und Italien. Wir versuchen natürlich, dass wir Stoffe finden, die nicht in Asien erzeugt werden. Es gibt in Italien tolle Strickereien und Webereien. Und wir versuche natürlich, Ware mit guter Qualität zu finden.
Die-frau.at: Können Sie von einem Ihrer „Fauxpas“ erzählen?
Elke Steffen-Kühnl: Letzten Sommer war ich in St. Margareten bei „Don Giovanni“ bei der Opernaufführung. Und da habe ich mir gedacht, ich bin toll gekleidet. Im Endeffekt waren ich und meine Freundin die Einzigen, die schön angezogen waren. Die anderen sind in Anorak und Jean gekommen. Aber es war eigentlich egal. Ich bin zu einer Opernaufführung gegangen und wollte mich schön anziehen.
Die-frau.at: Könnten Sie die Zeit zurückspulen, hätten Sie etwas an Ihrem Leben geändert?
Elke Steffen-Kühnl: Ich hätte viel früher damit angefangen, was ich jetzt tue. Ich habe mich früher nicht getraut und wenn ich Silvia nicht gehabt hätte, die eigentlich der Auslöser dafür war, dass wir dieses Geschäft eröffnet haben, hätte es das alles nicht gegeben.
Die-frau.at: Wenn es morgen Ardea Luh nicht mehr gibt, was machen Sie beruflich weiter?
Elke Steffen-Kühnl: Weinen… (lacht) Dann gehe ich wieder zum Theater. Ich mache zwei Mal im Jahr die kleine Komödie in Graz. Und würde gerne wieder mal das Schauspielhaus oder sonst so was Großes machen, aber es geht sich neben Ardea Luh nicht aus. Momentan ist die Leidenschaft die Mode. Und ich hoffe, dass es Ardea Luh morgen noch gibt.
Da ich oft an das „Ardea Luh“ Geschäft beim Spazieren mit meinem einjährigen Sohn vorbei gehe, werfe ich oft den ein oder anderen Blick in das Schaufenster des Ateliers. Mir fiel besonders das Kleid mit dem langen schrägen Ärmel in Braun und einem schwarz gestickten Blumenmuster auf. Da ich oft ins Theater und in die Oper gehe und mich für solche Anlässe klassisch und elegant anziehen sollte, fiel mir das Kleid auf und ich habe mir versprochen, dass ich es mal besitzen werde… To be continued…
Varvara Shcherbak
Foto: Monika Winter