Der schwedische Modegigant H&M zeigte seine erste prêt-à-porter Kollektion in Paris. Die Kollektion war chic, sehr französisch - aber das war nicht der wahre Grund, warum die Kollektion in Paris gezeigt wurde.
Was bedeutet nun diese Kollektion für die Modewelt?
Der Top Shop zeigt schon seit einiger Zeit seine „Unique“ Kollektionen bei der Londoner Fashion Week, aber H&M hat sich diesmal nicht das trendige London ausgesucht, sondern sich dafür entschieden, in Paris sein Debüt zu geben, und das nicht nur, weil die Kollektion sehr „französisch“ ist…
Paris steht im Vergleich zu London oder New York für Haute Couture, Chic, Eleganz, aber nicht nur das - die Stadt ist auch streng! Viele Designer, die jetzt berühmt sind, haben lange auf ihre Akzeptanz in Paris gewartet. Paris ignoriert lang und gibt dafür nicht so schnell auf.
Hennes & Mauritz ist etwas gelungen - und das schon bei der ersten Kollektion - worauf sogar Heider Ackermann lang genug gewartet hat: Die Aufmerksamkeit der französischen Medien auf sich zu ziehen. Und wir wissen: Wer in Paris Erfolg hat, wird überall gefeiert.
H&M hat schon mit den Großen der französischen Fashionszene kooperiert (es genügt schon, hier Karl Lagerfeld zu erwähnen), aber jetzt zeigt er seine erste eigene Kollektion, und das noch dazu im "Musée Rodin", in dem schon zuvor Dior eine Kollektion präsentierte.
Was heißt das alles? Von welchem Statement ist hier die Rede?
H&M hat uns gezeigt, dass er, was Design betrifft, mit großen Namen mithalten hat, und dass der Grat zwischen High Fashion und High Street Fashion dünner wird. H&M ist der Vorgänger der sogenannten „Demokratisierung der Mode“ - wenn Social Media für die „Demokratisierung der Medien“ verantwortlich sind, dann kann man das gleiche über H&M und die Fashion Welt sagen. Diesem Bespiel folgen viele - was zwar für die Konsumenten gut ist, aber natürlich nicht für High Fashion Designer.
H&M bietet uns alles, was die so genannten High Fashion Designer auch tun - aber billiger und somit für jeden zugänglich. Langsam wird der High Fashion Hype weniger, auch von denen, die es sich leisten können; niemand will 200 Euro für ein Tank-Top ausgeben, wenn man das gleiche bei H&M für 5 Euro finden kann.
Natürlich merkt man einen Qualitätsunterschied, aber wer will schon jeden Tag das gleiche Tank-Top tragen? H&M hat auf den richtigen Moment gewartet und sich die perfekte Stadt dafür ausgesucht - Paris. Im Zentrum der Mode wird die Mode auf ihre Arroganz angesprochen. Ja, H&M hat alles gekauft, was man für Geld kaufen kann, aber nicht mit dem gleichen Effekt, mit dem es damals die reichen Russinnen gemacht haben, die alles, das glitzert und ein Markenlogo hat, haben mussten und das einzige Kriterium der hohe Preis war…
H&M hat sich eine der besten Locations ausgesucht, das schon erwähnte Musée Rodin; den besten Termin, eigentlich die„ Fashion Prime Time“; angesagte Models wie Joan Smalls oder Cara Delevingne; für die Produktion war das Bureau Betak zuständig (Derek Lam, Rodarte etc.) und für die PR war die legendäre Karla Otto (Chanel, Christian Dior, Celine, Valentino etc.) zuständig. Natürlich waren berühmte Gäste ein Muss und haben die ganze Geschichte abgerundet.
Voila! – H&M hat geschafft und die großen Designer verjagt. Was H&M damit sagen will, ist folgendes: Die Konsumenten sind nicht dumm und Prestige ist nicht nur mit Geld messbar.
Und noch etwas: Es stimmt, dass man Klasse nicht kaufen kann, aber man muss nicht 500 Euro für ein T- Shirt ausgeben, um zu zeigen, dass man Klasse hat.
Die Fotos zur Kollektion finden sie in der Fotogalerie. Mein Lieblingsstück ist der Spitzenrock.... Oder doch der schwarze, Grunge-artige Pulli!?!
Sandra Bakula
Photo: H&M