Das Leben ein Fest > Zu sehen
„Die Zauberflöte“ in der Volksoper wurde von einer Achtjährigen als nicht jugendfrei eingestuft
01.04.2012
Der Anlass für meinen Besuch von der „Zauberflöte“ in der Volksoper entstand aus dem vor einigen Monaten zurückliegenden Besuch der gleichen Aufführung in der Staatsoper. Mir schien es interessant zu sein, ein Opernstück einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Diesmal war nur die achtjährige Elena dabei. Nach einem ganztätigen Ausflug in den Tiergarten Schönbrunn, gab Clara beim Abendessen bekannt, dass sie bereits jetzt schon so müde sei, dass sie beinahe einschlafen würde und daher nicht mehr mitkommen möchte. Im Laufe der Vorstellung wurde auch bei Elena die Müdigkeit deutlich. Nichtdestotrotz schenkte sie dem Geschehen ihre Aufmerksamkeit und lachte wach und natürlich. Als Elena die Frage gestellt wurde, wo sie die Aufführung besser fand - ob in der Staats- oder Volksoper, antwortete sie gleich: „ In der Staatsoper. Diese hier war nicht jugendfrei“. Eigentlich sollten schon alle an die Nacktheit und die offenen Szenen auf der Bühne gewohnt sein. Unseren braven Zuschauer könnte gar nichts mehr überraschen. Doch offenbar gibt es noch einige Sachen, die einen doch noch zum Staunen bringen. 


Der Leitfaden der Oper „Die Zauberflöte“ (Regie Helmuth Lohner), ist das ewige Thema „Liebe“. Wie entsteht diese? Wie soll man diese eingehen? Mit Vernunft? Mit dem Wissen oder mit Natur? Hier wird der ewigen Frage nachgegangen: Sollte man auf emotionaler oder auf rationaler Ebene handeln? Soll  ein Mann beweisen, ob er gut genug ist um von einer Frau als „der Richtige“ gesehen zu werden?  

Nimmt man das Paar Tamino (JunHo You) und Pamina (Anja-Nina Bahrmann) her, sieht man hier eine gleichgestellte Beziehung aus zwei starken Persönlichkeiten, die ihren Weg kennen und diesen sich auch erkämpfen. Im Bündnis zwischen Papageno (Klemens Sander) und Papagena (Beate Ritter) war die Frau eher stärker und als Leader hervorgegangen, die ihrem Trieb folgte. Anzumerken sind die ähnlichen Namen der Verliebten. Tamino und Pamina, Papageno und Papagena hören sich im ersten Moment wie ein zufälliges Wortspiel an. Jedoch haben diese eine gewisse Bedeutung. Es sind die Väter, die ihre Töchter bereits für einen Mann bestimmt hatten. Ein Überbleibsel des Mittelalters. Eine Geschichte für die Moderne. Oder sind solche Fälle noch immer üblich - etwa im arabischen Raum? Nicht nur das Publikum hat durch den ausgiebigen Beifall unverzüglich die Darstellerin von Papagena (Beate Ritter) zur Besten dieses Stückes gemacht, sondern auch Elena fand sie durch ihr Spiel und ihre leichte Art entzückend. Als sie jedoch gefragt wurde, welche Rolle sie übernommen hätte - hätte sie die Chance bekommen im Theaterstück mitzuspielen - meinte sie, dass ihr Favorit Pamina sei.
Das Bühnenbild (Johan Engels) stellt eine perfekte Zusammensetzung von beweglichen Teilen der Bühne, Leinwandprojektionen, Teilen, die an Felsen erinnern und einem großen Mond etc., dar. Mehrere Animationen und Specialeffekte machen das Geschehen auf der Bühne zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle.

Die Kostüme haben sich im Großen und Ganzen (auch wenn Elena meinte „sie sollten sich etwas mehr Mühe dabei geben“) als gut gelungen und passend zu den Szenen herausgestellt. Mit ihren knallbunten Farben, modernen und bereits „verewigten“ Schnitten, passen sie auch hervorragend zu den Trends der heutigen Saison.  Die einzige Kritik richtete sich gegen das weiße schlichte Kleid von Pamina, das eher an ein Nachthemd erinnerte. Im Allgemeinen erinnert an dieser Figur alles daran, als ob sie gerade vom Schlafen aufgestanden sei, denn auch ihre Haare waren zerzaust. Dagegen punktete Pamina mit ihrem rosa Rüschengewand. Faszinierend waren unter anderem die Kostüme der Waldgeisern.

Der erste Aufzug von der „Zauberflöte“ hat sich eher als langwierig gezeigt. Im halb vollen Saal herrschte ein Durcheinander. Die verspäteten Zuschauer wurden inmitten der Vorführung auf ihre Plätze begleitet. Die weniger Geduldigen verließen laut ihre Plätze. Auch wenn alle mit etwas enttäuschten Gesichtern  den Saal verließen, herrschte im zweiten Akt das allgemeine Aufwachen. Papagena brachte alle durch ihre Witze und ihre leichte Art zum Lachen.  Locker und entspannt näherte sich dann das Geschehen auf der Bühne mit einer „nicht jugendfreien“ Inszenierung seinem Ende zu. Sowohl Papageno, als auch Papagena, blieben sämtliche Kleiderstücke bewahrt, jedoch wälzten sie sich „wild“ auf der Bühne.  Immer noch kein Vergleich zur „Dreigroschenoper“ im Volkstheater.

Diejenigen, die die Aufführung nach dem ersten Akt verlassen haben, haben einiges verpasst. Denn der Auftritt von Papagena und Papageno, der von der achtjährigen Elena als nicht jugendfrei eingestuft wurde, machte sie zu den Hauptdarstellern. Die gesamte Aufmerksamkeit wurde auf sie gerichtet und der langweillige Tamino (ein Prinz chinesischer Herkunft)  bezihungsweise auch Pamina rückten ordentlich in den Hintergrund.

Die Aufführung der „Zauberflöte“ in der Volksoper zeigt in ihrer modernen Inszenierung, dass die Liebe keine Grenzen kennt und über alle Hürden hinweg kommt.

Varvara Shcherbak

 

die-frau.at