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Daniel Glattauer: „Alle sieben Wellen“
22.03.2011
Daniel Glattauers letzter Roman, "Alle sieben Wellen", jetzt als Taschenbuch bei Goldmann erhältlich, schließt an den 2006 erschienen, erfolgreichen Roman "Gut gegen Nordwind" nahtlos an und kreiert damit die Fortsetzung einer an sich bereits beendeten virtuellen Liebesgeschichte. Den ersten Part nicht zu kennen ist keine Voraussetzung, die relevanten Details werden nachgereicht.

Es handelt sich um die beiden Hauptcharaktere, die „glücklich“ verheiratete Emmi und den (mal wieder) frisch von seiner Ex-Freundin getrennten Leo Leike. Durch Zufall lernen sich die beiden via Email kennen, dringen im Lauf von zwei Jahren immer tiefer in die Privatsphäre des jeweils anderen ein, um sich schließlich zu verlieben, ohne sich jemals zuvor begegnet zu sein. Ihre Email-Korrespondenz zeichnet sich durch Witz, Schlagfertigkeit und Ironie aus. Ihre Botschaften fliegen tagtäglich nur so hin und her, manchmal liegen nur Sekunden zwischen den Antworten, es wird mehr zu einem direkten Gespräch als einer Brieffreundschaft. Dieses ist allerdings gezeichnet durch wachsende Emotionen, beide versuchen sich abwechselnd wieder voneinander abzugrenzen, doch sind sie bereits zu sehr an die tägliche Post des anderen gewöhnt, an die Tatsache, dass der innere Monolog nicht mehr nur mit sich selbst geführt wird, sondern durch die Mitteilung der Gedanken an den anderen die innere Stimme nun eine tatsächliche bekommen hat, nun Fragen stellt, kritisiert und antwortet. Als klar wird, dass es von beiden Seiten aus mehr als nur ein freundschaftliches Verhältnis werden könnte, beginnt Leo die Rolle des Vernünftigen einzunehmen, er schreibt überlegt, geht wieder auf Distanz und flüchtet sich schließlich nach Boston.

Durch den Umzug Leos nimmt der erste Teil ein sehr überraschendes Ende, das Glattauer im zweiten direkt aufgreift. In diesem kommt es nun nach der Rückkehr Leos endlich zur tatsächlichen Begegnung zwischen Emmi und ihm und zu einer Fortsetzung ihrer Email-Romanze.

Auch wenn das Ende vorhersehbar ist und man dem Roman vorwerfen kann, zeitweise seicht und oberflächlich zu sein, so gelingt Glattauer dennoch ein äußerst witziger und unterhaltsamer zweiter Teil, der dank pointiertem, flüssigem und flottem Stil zu einem richtigen page-turner und einem würdigen Nachfolger von "Gut gegen Nordwind" wurde.

Daniel Glatauer: „Alle sieben Wellen“, als Taschenbuch erschienen bei Goldmann Verlag 2011.

(ja)

die-frau.at